Fotomarathon Bremen v. 12.Sept.2015

 

 

Die Aufgabe

Neun Fotos in neun Stunden zu neun Themen sind zu erstellen.

Die Regeln

Zugelassen sind Digitalkameras jeder Art, keine Mobiltelefone. Einzureichen ist eine Speicherkarte mit 9 Fotografien in der Reihenfolge der Themen.
Format der Fotos 2:3 (Kleinbildformat). Bearbeitungen und digitale Kamerafilter sind nicht gestattet.

 

Der Start

Los geht es in der Schaulust, Beim Handelsmuseum 9, 28195 Bremen.
Um 10Uhr gibt es den Teilnahmeausweis in Form einer Stempelkarte, die an den jeweils anderen Treffpunkten, zum Beweis der Anwesenheit, gestempelt wird.
Ich erhalte die Startnummer 053 und muss laut lachen. Die Lieblingszahl ist wieder da, was soll noch schiefgehen!
Um 11Uhr wird ein Gruppenfoto mit allen Teilnehmern geschossen und dann gibt es die Themenkarte.

Die Themen eins bis drei

Abgefahren, aufgetakelt und überschäumend zum Hauptthema Stadt im Fluss.
Um 14Uhr ist dann in der Botanika, Bürgermeister-Spitta-Allee, 28329 Bremen,
die zweite Themenkarte abzuholen.

Meine Fotos
P1000006.JPGAbgefahren
Das erste Thema scheint mir leicht. Ich überlege zur Sielwallfähre zu fahren.
Ein, zwei Passanten werden sich dort finden lassen, die so tun als hätten sie die Fähre verpasst.
Durch die Wallanlagen, an der Contrescarpe entlang, radel ich schließlich durch die Birkenstrasse am Feng-Shui Hotel vorbei.
Richtig, Bremen hat ein Feng-Shui Hotel. Früher war das mal das Bremer World-Trade-Center. Vor der Tür wartet eine Reisegruppe von etwa 15 Personen auf ihre Abholung.
Ich bin schon vorbei und überlege, halte an, kehre um.
Ich spreche die Leute an: „Darf ich sie kurz stören?“ „Ich bin Teilnehmer des Bremer Fotomarathon und würde sie gerne zum Thema abgefahren fotografieren.“
Würden sie sich bitte hier an den Strassenrand stellen und ihre Daumen so halten als wollten sie per Anhalter fahren?“
Die Leute machen mit, ich freue mich und traue meinen Augen nicht. Sie ziehen ihre dunklen Outdoorjacken aus, streifen die Indoorpullis ab und stehen alle in gleichen roten T-Shirts vor mir.
Rote T-Shirts, was für ein Fotografenglück!

 

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Aufgetakelt
Foto Nummer zwei. Ich fahre zur Schlachte. Dort wird sich etwas aufgetakeltes finden lassen.
Ich fotografiere zunächst die Werbeschilder mit starkem Tele, das wirkt immer gut. Eine biertrinkende Männergruppe fällt mir auf. Wenn ich die jubelnd fotografiere hab ich mein überschäumend-Foto, aber aufgetakelt geht vor. Ich fotografiere an einem Tiffany-Glaskunst Stand auf dem Kajenmarkt glitzernden Fensterschmuck.
Damit habe ich ein Not-aufgetakelt-Bild, wenn sich nichts Besseres findet. Vielleicht muß ein Junggeselle am Dom fegen? Ich mach mich auf den Weg zum Dom.
Ich entdecke auf dem Marktplatz einige Living Mannequins (dt.: lebende Schaufensterpuppen). Die beiden, jeweils in einen blauen Thawb gehüllten jungen Männer, von denen einer in der Luft zu schweben scheint, haben es mir angetan. Wenn das nicht aufgetakelt ist!

 

 

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Überschäumend
Zurück zur Schlachte, ich muss die Männertruppe finden. Auf dem Weg dorthin entdecke ich eine große Frauentruppe. Ich frage freundlich ob sie einverstanden wären, wenn ich sie zum Thema fotografieren würde. Auch sie spielen freudig mit. Ich hab die ersten drei Fotos.



 

 

 

 

Zweiter Treffpunkt Botanika
Ich fahre zum Auto, das steht am Jobcenter beim Polizeirevier im Doventor. Ich kopiere dort die drei gewählten Bilder auf eine separate Speicherkarte. Diese lege ich in die Kamera – sie funktioniert. Laptop und Speicherkarte wandern wieder in den Kofferraum, ich nehme einen Müsliriegel, dazu einen Eistee. Ich könnte essen gehen, gucke aber zur Uhr und sehe nichts ist mit essen gehen. Ich muss zur Botanika in Horn.
An der Botanika sind schon Mitstreiter angekommen. Mit einigen komme ich ins Gespräch, insbesondere über die neuen drei Themen, nachdem ich meinen Stempel und die neue Themenkarte abgeholt habe.  Nicht jedem ist das vierte Thema ein Begriff und ich kann mehrfach für Aufklärung sorgen.

Die Themen vier bis sechs

Speckgürtel, Stadtpflanze und Landei lassen auch mich grübeln.
Neuer Treffpunkt um 17Uhr ist das Lloyd-Cafee, Fabrikenufer 114, 28217 Bremen.

Meine Fotos
P1000006.JPGSpeckgürtel
Ohne vernünftige Idee für ein Speckgürtelfoto mache ich mich schon mal auf den Weg in Richtung Vahr. Meine Stadtpflanze soll das Aalto-Hochhaus werden.
Ich radel und spreche immer wieder dieses Wort Speckgürtel. Reichtum um Armut herum, Großes um Kleinem, Luxusautos um einem Fahrrad herum. Ich bin noch in der Marcusallee, da sehe ich ein blaues Dixiklo mit rotweißen Absperrbaken drum herum. Was für ein super Speckgürtel, weil ja die Bremer Flagge auch rot-weiß kariert und gestreift ist und Speckflagge genannt wird. Ich jubiliere und mache schnell einige Fotos.

 

 

 

 

P1000006.JPGStadtpflanze
Weiter Richtung Aalto-Hochhaus an der Berliner Freiheit, geht es an einem Abrisshaus vorbei. In der Bürgermeister-Spitta-Allee Ecke Bruno-Tacke-Str. bleibe ich einen Moment stehen und überlege zum Abrisshaus zurückzukehren. Etwas Moos in einer Mauerritze ist auch eine Stadtpflanze.  Oder eine einsame Blume auf großem Parkplatz. Die Parkplätze sind heute voll, die Menschen kaufen ein, es ist Samstag. Ich schaue um mich herum und sehe links von mir, zwischen Gehweg und einem Parkplatz eine kleine Rasenfläche. Auf der Rasenfläche steht ein wunderschöner Löwenzahn vor einem parkenden Auto. Das wird meine Stadtpflanze.
Schwierig, es ist windig. Der Löwenzahn schwingt im Wind hin und her. Ich kämpfe mit Verwackelungsunschärfe. Meine Fahrradpacktasche liefert etwas Windschatten und mit viel Mühe gelingt das Foto.
Wer oder was hat mich hier anhalten lassen? Ich denke erneut an meine Startnummer und schicke ein Danke in Richtung wohin auch immer.

 

 

P1000006.JPGLandei
Ich habe fünf tolle Fotos, aber mit dem Landei tu ich mich schwer. Ich mache es wie beim Speckgürtel, fahre los und halte die Augen offen. Ich bin schon einige Zeit ziellos in Schwachhausen unterwegs, aber es gibt hier für mich kein Landei. Ich entscheide zum Universum an der Universität zu fahren. Vor zehn Jahren war das als Osterei geschmückt. Sah toll aus, aber eigentlich ist es ja ein Wal. Auf meinem Weg liegt der Riensberger Friedhof. Hinter diesem gibt es eine Gärtnerei und ich sehe einen kleinen, niedlichen Traktor frech aus seiner Blechgarage herausschauen. Mein Landei ist gefunden.



 

 

 

Dritter Treffpunkt Lloyd Caffee
Zurück zum Auto, Fotos aussuchen und die drei gewählten wiederum auf die separate Speicherkarte kopieren. Der Weg zum Lloyd Caffee wird bereits lang und ich bedaure die Teilnehmer, die zu Fuß und mit Bahn und Bus unterwegs sind. Die Haltestellen sind vom Café weit entfernt.
Es ist noch Zeit. Ein Kaffee und ein Stück Kuchen geben neue Kräfte. Im dortigen Marmorsaal wird ein Stück Butterkuchen und ein Kaffee sogar kostenlos für die erschöpften Teilnehmer gereicht. Ich führe einige nette Gespräche mit Teilnehmern und Herrn Bischoff bis es schließlich den Stempel und die neuen Themen gibt.

Die Themen sieben bis neun

Heißes Pflaster, Freier Fall und Gute Stube
Endstation um 20Uhr im Noon, Goetheplatz 1, 28203 Bremen.

Meine Fotos
P1000006.JPGHeißes Pflaster
Wieder keine Idee für eines der Fotos. Gute Stube, da gibt es doch die Gaststätte Wohnzimmer. Erst einmal in Richtung Innenstadt radeln. Der Weg führt mich an der alten Feuerwache vorbei. Auf der Terrasse stehen schöne rote Sonnenschirme, im Hintergrund das Namensschild. Feuer ist doch heiß. Ich hab mein heißes Pflaster.

 

 

 

 

 

P1000006.JPGFreier Fall
Jetzt kommt freier Fall und ich radel an den Zelten vorbei in denen viele Flüchtlinge eine vorläufige Bleibe gefunden haben. Etwas weiter stehen bunte Wohncontainer in denen ebenfalls Flüchtlinge wohnen. Flüchtlinge sind im freien Fall. Ich fotografiere und brauche dann aber einige Zeit um eines dieser Fotos als meinen „Freier Fall“ auch einreichen zu wollen.

 

 

 

 

 

P1000006.JPGGute Stube
Den Marktplatz als Bremens Gute Stube hin oder her, ich radel auf den Schuppen 1 zu und das ist für mich Autonarren meine Gute Stube!
Das Foto gestaltet sich im schlechten Licht schwierig. Schließlich, in der Hocke, die Kamera auf das Knie gestützt, gelingt eine scharfe Aufnahme.



 

 

 

Endstation Noon
Ich bin überglücklich. Beim Auto angekommen überprüfe ich die Aufnahmen und vervollständige meine separate Speicherkarte. Sie landet in meiner Kamera und ich kann in der Kamera alle Fotos ansehen. Neun Fotos in der richtigen, chronologischen Reihenfolge. Ich bin sehr aufgeregt und kann trotz Hungers gar nichts essen.
Erschöpft komme ich beim Noon an. Es ist noch sehr früh. Die letzten Drei hab ich ja auch in einem Radius von wenigen hundert Metern machen können.
Wiederum kann ich mit einigen Teilnehmern tolle Gespräche über deren und meinen Fotos führen.
Bereits gegen 19:15Uhr werden meine Fotos eingelesen und ich fahre zufrieden und fröhlich nach Hause.


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